Die Revolte von Rumpelstilzchen & Co oder Die Vergrimmbesserer
- Eine ‘Dramödie’
- im Verlag Hartmann & Stauffacher
Presse
Schwäbische Zeitung, 3. 3. 2013
Das Plagiatthema gab es schon zu Zeiten der Gebrüder Grimm
Von Dorothee L. Schaefer
Wieder einmal hat Reinhold Löhner den richtigen Riecher gehabt: mit der Erstaufführung eines Stücks, das aktuell ist, auf die Bühne der Wilhelmsdorfer Scheune passt und die Zuschauer köstlich amüsiert.
„Die Revolte von Rumpelstilzchen & Co. oder Die Vergrimmbesserer“ nennt sich die märchenhafte „Dramödie“ von Sibylle Nicolai, und sie nagt am Ruhme der Brüder Grimm. Schließlich sollen die beiden berühmten Gründungsväter der deutschen Philologie die Mitarbeit ihrer Schwester Charlotte gänzlich verschwiegen, jedoch viele ihrer Texte plagiiert haben.
Deswegen schickt ihnen Sibylle Nicolai, bekannt als Schauspielerin in TV-Serien und Krimis, als Moderatorin von ZDF-Magazinen, aber auch als Ensemblemitglied der Münchner Lach-& Schießgesellschaft, denn auch gewaltige Alpträume. Nachdem sich die Brüder Jakob und Wilhelm in Erwartung ihres Förderers Achim von Arnim den Hunger mit Wein vertrieben haben und sturzbetrunken da liegen, träumen sie – ein Wunder? – synchron.
Davon, dass Rotkäppchen – stinksauer auf ihre Darstellung im Märchen als dumme Gans, die auf den Wolf hereinfällt – und Rumpelstilzchen – ein bedeutender Forscher, genauso empört – das Machwerk der Grimmschen Märchensammlung an sich reißen und umschreiben wollen.
Für das Treiben der insgesamt 18 Märchenfiguren wurde ein dreistufiger Aufbau auf der Bühne errichtet, auf dem unter anderen die missratenen Kinder Hänsel und Gretel ihren Schabernack treiben, das verarmte Rapunzel plötzlich Gefallen am zum König aufgestiegenen tapferen Schneiderlein findet, oder das schlaflose Dornröschen herum geistert.
Es bilden sich neue Allianzen zwischen den Figuren denn nur ein einziger ist mit seinem von den Grimms verordneten Schicksal zufrieden: der ewig fröhliche Hans im Glück, der den depressiven, schwulen Königssohn, der zu seinem Unglück das „strunzdumme“ Schneewittchen heiraten musste, endlich zum Lachen bringen kann. Danach soll er Frau Holle helfen, der das Bettenschütteln langsam zu viel wird.
Das Stück ist voll von vergnüglichen Sprachgags und Regieeinfällen und trotz der mehr als zwei Stunden Spieldauer so schnell vorbei, dass man tatsächlich bedauert, nicht noch weiter erzählt zu bekommen von den missratenen Lebensläufen der Grimmschen Hirngeburten.